Liebe Freunde & Interessierte der Kreativ-Werkstatt,
sicher sind Sie verwundert aus meinem Sabbatical Post zu bekommen. Es gibt Sachen, die man erlebt, wo man genau weiß: Das habe ich nicht nur für mich erlebt. Und genau das ist mir vor ein paar Wochen passiert. Ich wusste, das habe ich für Ostern und zum Teilen mit Ihnen erlebt.
Und hier ist die Geschichte:
Kennen Sie das, dass Sie am liebsten das, was schwer und anstrengend ist, aus Ihrem Leben weg hätten?
Neulich ging es mir so. Hinter mir lag ein Tag auf der Autobahn. Anstatt 3 Stunden, hatte die Fahrt 6 Stunden gedauert. Nur gut, dass ich immer wieder vergesse, wie müde und zerschlagen ich mich den Tag nach einer langen Fahrt fühle.
Doch nun war es einmal wieder soweit. Der einzige Grund, warum ich trotz Schlappheit
und Kraftlosigkeit aufgestanden war, war mein Wunsch nach einem heißen süßen
Milchkaffee.
Hell und strahlend fiel die Sonne durch mein Küchenfenster. Als ich nach außen blicke, sehe ich einen tiefblauen Himmel und eine grüne Wiese im Morgenlicht leuchten.
Normalerweise versetzt mich das in Hochstimmung. Doch heute war mein Gefühl der Erschöpfung stärker. Die Freude über diesen wunderschönen Tag drang nicht zu mir durch.
Und das ärgerte mich. Und dann ärgerte ich mich über meine Grenzen. Und zwar gewaltig. Konnte ich nicht mal anders auf eine lange Fahrt reagieren? Könnte ich mich nicht etwas weniger erschöpft fühlen? Warum ändert das Gott nicht?
Ich brauche das Unterwegs sein. Zum einen liebe ich es, Seminare zu halten. Zum anderen machen mich Ortswechsel, wenn sie nicht zu häufig sind, lebendig. Könnte Gott das nicht endlich ändern? Warum …
Mitten in meinem Frust fällt mein Blick auf ein Buch von Andrea Schwarz, das auf meinem Side-Board steht. Und ich höre Gottes leise Stimme: “Lies den Text vom heutigen Tag.”
Und dann lese ich, wie Andrea Schwarz von der Begegnung mit einer jungen Frau berichtet, die ihr erzählt, dass ihr Vater die Interferon-Behandlung abgebrochen hat und zum Sterben nach Hause wolle. Sie schreibt:
„Die junge Frau war den Tränen nahe, als sie mir das erzählte – und ich hatte keine Worte
für dieses Leid. Mir blieb nichts anderes übrig, als einfach dabei zu bleiben, nicht zu flüchten, nicht zu vertrösten, nicht zu bagatellisieren. Und zu sagen: Wenn ich irgendwie helfen kann, ruf mich an…
Auch das ist Ostern. Ostern nimmt die Kreuze, das Leid und die Tränen nicht aus unserem Leben weg. Und das ist uns auch nie versprochen worden.
Selbst Christus ist das Kreuz nicht erspart worden.
Gott wird die Tränen abwischen und sie in einem Krug sammeln,
ABER ER KANN SIE NICHT VERHINDERN. …
Auch wir können den Menschen, die wir lieben, die Kreuze ihres Lebens nicht ersparen.
Wir können nur dabei bleiben, aushalten, mittragen, mitgehen … – aus der Kraft heraus,
dass sich Christus sich selbst unter unser Kreuz stellt – und es mit uns trägt, einem
neuen und anderen Leben entgegen …“
Tiefberührt starrte ich auf die Worte vor mir.
“Ostern nimmt die Kreuze, das Leid und die Tränen nicht aus unserem Leben weg.”
Wir können nur dabei bleiben, es aushalten, es (mit-)tragen, …
Christus selbst stellt sich unter unser Kreuz.
Er trägt es mit uns, einem neuen und anderen Leben entgegen.”
Mein Schmerz, das, was ich gerade als Kreuz empfand, war nicht mit dem Kreuz jener jungen Frau nicht zu vergleichen. Und doch merkte ich, wie schlagartig meine Wut auf Gott erlosch.
„Selbst Christus war das Kreuz nicht erspart worden.“
Auch jetzt, wo ich diesen Text schreibe, mich für Ostern an dieses Erlebnis erinnere, merke ich, wie das Leid und der Schmerz in meinem Leben eine andere Dimension bekommen.
Ich bin in dem, was mich schmerzt, nicht allein.
Wir sind in dem, was uns schmerzt nicht allein.
Ich weiß nicht, was Ihnen gerade weh tut, gegen welches Kreuz sie sich wehren,
– welches Unrecht Sie erfahren haben
– welche Ablehnung
– welches von Menschen Verlassen oder Verraten werden
– welches vergeblich sich bemühen, … Sie verfolgt.
Diesen Text, wollte ich einfach mit Ihnen teilen!
Gott kann Ihnen die Tränen, die Wut, die Ungerechtigkeit, das scheinbare Umsonst… nicht ersparen, aber ER stellt sich unter ihr Kreuz und trägt es mit – einem neuen und anderen Leben entgegen.
Das Sie das wahrnehmen können, das wünsche ich Ihnen von Herzen.
Andrea Kreuzer